Starkregenberatung
Wie ein strukturierter Beratungsprozess zu deutlich höherer Datenqualität führen kann, zeigt unser Praxisbeispiel mit dem Tiefbauamt der Stadt Bochum.
Kunde | Stadt Bochum |
Beschäftigte | ~ 3.500 (Kernverwaltung) |
Herausforderung | Bürger:innen konnten sich nur telefonisch und per Mail an das Tiefbauamt wenden. Durch die hohe Hemmschwelle wurden nur selten Präventiv-Maßnahmen zur Vermeidung von Starkregen-Schäden an Immobilien getroffen. |
Lösung und Wirkung |
Das Formular auf der Tiefbauamt-Webseite der Stadt Bochum erleichtert den Bürger:innen nun die Einreichung des Antrags zur Starkregenberatung und sorgt so dafür, dass mehr Anträge eingehen und die Einreichenden vor Starkregenereignisse besser geschützt sind. Die Bearbeitung auf Seite der Stadt wird optimiert und die Bearbeitungszeit dadurch verkürzt. |
Die sich verändernde Wetterentwicklung und immer häufigere Starkregenereignisse sorgen bei Bürger:innen für Sorgen: spätestens seit den Überflutungen vom Juli 2021 haben viele zu Recht Angst vor vollgelaufenen Kellern und allen Folgen, die dieses Szenario mit sich bringen kann.
Die Starkregenberatung der Stadt Bochum hat dadurch noch an Relevanz gewonnen und reagiert mit dem Angebot, über ein Online-Formular und das dahinterliegende Shift Studio eine Beratung zur Prävention von Starkregenschäden zu erhalten.
„Der Prozess, den wir zusammen im Studio entwickelt haben, gibt uns die Möglichkeit, unsere Arbeit noch besser zu machen."
Tilman Steinert, Mitglied des Starkregen-Teams im Tiefbauamt Bochum
Das Formular für die Starkregenberatung wurde vor Kurzem auf der Bochumer Webseite veröffentlicht und die ersten Anfragen für Beratungen sind bereits in Bearbeitung.
Tilman Steinert ist Mitglied im Team für die Starkregenberatung und erklärt im nachfolgenden Interview, warum eine Starkregenberatung immer wichtiger wird und wie das Studio das Team bei der Bearbeitung des Prozesses unterstützt.
Was ist der Grund für die wachsende Relevanz der Starkregenberatung?
Tilman: Ein zentraler Grund ist hier natürlich die Entwicklung und Veröffentlichung der Starkregengefahrenkarte, welche die unterschiedlichen Gefährdungen von Grundstücken auf einen Schlag für alle sichtbar macht. Diese Karte ist natürlich für die Bürgerschaft, aber auch für Investor:innen, Versicherungen und städtische Mitarbeitende relevant, z.B. aus dem Bereich Stadtentwicklung. Dafür braucht es Ansprechparter:innen auf städtischer Ebene, die sogenannten Starkregenberater:innen.
Die Stadt will hiermit auch ein Zeichen setzen: Wir sind für die Bürger:innen da, mit fachlicher und persönlicher Beratung bei den schwierigen Fragestellungen, die sich aus der Starkregenproblematik ergeben.
Was war der Impuls für die Etablierung einer Starkregenberatung?
Tilman: Eine Beratung zum Thema Starkregen und Überflutung gibt es im Prinzip bei der Stadt Bochum schon lange, also im Rahmen der generellen Bürgerberatung in Sachen Grundstücksentwässerung. Allerdings hat die Bedeutung in den letzten ca. 2 Jahren nochmal stark zugenommen. Das Thema Starkregen hat eine sehr emotionale Komponente. Menschen sind um ihr Eigentum und ihre Existenz sehr besorgt.
Das Thema Starkregen wird aber nie für alle Bürger:innen die gleiche Bedeutung haben, sondern das Interesse daran steigt logischerweise mit der eigenen Betroffenheit. Manche Grundstücke sind nun mal aufgrund Ihrer Lage per se gefährdeter.
Hattet ihr nach den Starkregenvorkommnissen von 2021 mehr Anfragen zum Thema?
Tilman: Ja, das kann man schon sagen. Auf jeden Fall kommt in diversen Gesprächen ums Thema Grundstücksentwässerung seitdem auch ganz häufig die Sprache auf das Thema Starkregen und wie man sich vor den Folgen schützen kann. Da merkt man aktuell schon einen Unterschied zwischen der Zeit vor und nach dem Juli 2021.
Das Interesse an dem Thema kann einige Monate nach dem Ereignis auch etwas nachlassen, man bezeichnet dies auch als Starkregendemenz - denn es gibt natürlich noch andere Themen im Leben. Grundsätzlich sind rein präventive Anfragen, bei denen Leute aktiv vorsorgen wollen, ohne bislang einen Schaden erlebt zu haben, noch die Ausnahme. Meistens sind die Leute schon mal betroffen gewesen und suchen dann nach einer Lösung.
Gab es schon einen Prozess, bevor ihr mit der Umsetzung im Studio angefangen habt?
Tilman: Es gab einen Prozess, der sich eingespielt hat und dafür gesorgt hat, dass die Anfragen bearbeitet wurden. Nach Starkregenereignissen wurden die Meldungen in Listen eingetragen und diese wurden regelmäßig auf den Bearbeitungsstand überprüft. Wir haben ein sehr engagiertes Team hier und alle haben den Anspruch, Anfragen auch zeitnah zu beantworten. Ich denke auch, dass es damit steht und fällt: Jeder Prozess ist immer nur so gut, wie die Leute, die ihn anwenden.
Der Prozess, den wir zusammen im Studio entwickelt haben, gibt uns die Möglichkeit, unsere bisherige Arbeit noch besser zu machen.
Inwiefern war das Studio hilfreich bei der Weiterentwicklung des Prozesses?
Tilman: Es ist ungemein hilfreich, wenn jemand mit digitaler Expertise und ganz neuem Blickwinkel dabei hilft, bewährte Prozesse neu zu denken und anzupassen. Insofern denke ich, dass wir hier mit dem Studio auf einem sehr guten Weg sind.
Ich finde die Zusammenarbeit im Studio sehr fruchtbar, weil man dort eine sehr frische und belebende Herangehensweise ans Thema hat, die für uns nur von Vorteil sein kann. Jetzt heißt es einfach dranbleiben und ausprobieren.
Wie läuft die Starkregenberatung im Studio ab?
Tilman: Die Bürger:innen können auf der Internetseite der Stadt Bochum unter den Rubriken „Rückstau- und Überflutung“ und „Starkregen- gefahrenkarte“ ein Formular mit Angaben zum Grundstück und zu evtl. aufgetretenen Schäden ausfüllen. Freitextfelder garantieren, dass auch Nuancen dokumentiert werden können.
Sobald die Bürger:innen das Formular abschicken, übernimmt einer von uns den Fall, sichtet die Angaben und bereitet das telefonische Gespräch vor.
Hierfür holen wir uns Informationen über die Lage des Grundstücks ein, schauen in die Starkregengefahrenkarte und prüfen, ob in dem Bereich öffentlichen Maßnahmen an der Entwässerung geplant sind. Natürlich schauen wir auch in die Entwässerungsakte des Grundstücks und prüfen, ob der Fall eine Vorgeschichte hat.
Dann entscheidet das Telefonat über das weitere Vorgehen, also etwa darüber, ob es noch einen Vor-Ort-Termin geben wird.
Im Studio lassen sich dabei Protokolle von den Gesprächen erstellen, sodass alle Daten dokumentiert sind. Nach Abschluss des Falls kann dieser dann in der E-Akte archiviert werden.
Was erhofft ihr euch von der Nutzung des Studios als Workflow-Lösung?
Tilman: Zum Einen eine bessere Standardisierung in der Beratung. Das bedeutet nicht, dass wir alles nur nach Schema F abarbeiten: Da wir immer mit Menschen zusammenarbeiten, ist auch jeder Fall individuell. Allerdings erhalten wir durch das standardisierte Formular eine einheitliche Dokumentation und es wird sichergestellt, dass alle relevanten Informationen zum Fall bekannt sind. Da sehe ich das Formular als eine Art Checkliste.
Und zum Anderen erreichen wir durch die Anwendung, dass uns Bürger:innen auch außerhalb der üblichen Bürozeiten erreichen können. Das funktioniert auch bereits jetzt per E-Mail, aber über den digitalen Prozess bzw. das Formular wird das noch zielgerichteter möglich sein.
Jetzt selbst loslegen!
Gerne stellen wir euch in einem Kennenlern-Termin das Shift Studio und weitere Anwendungsbeispiele vor!